Ethos hat zum zweiten Mal in Folge die Qualität und Transparenz der Nachhaltigkeitsberichte analysiert, die den Generalversammlungen 2025 zur Abstimmung vorgelegt wurden. Es sind einige Fortschritte erkennbar, insbesondere bezüglich der externen Prüfung der Daten sowie und wissenschaftlich validierten Klimazielen. Allerdings sind verbreitet Mängel in der Transparenz, der Qualität der veröffentlichten Daten oder der Nachhaltigkeitsziele zu beobachten. Dies führte 2025 zu durchschnittlich mehr Nein-Stimmen an der Generalversammlung.
137 börsenkotierte Schweizer Unternehmen waren 2025 verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen und diesen ihren Generalversammlungen zur Abstimmung vorzulegen. Die Transparenz muss es den Investierenden ermöglichen, den Umgang der Unternehmen mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen zu beurteilen sowie ihr Kapital in Unternehmen zu leiten, die zum Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen.
Ethos hat wie im letzten Jahr die Nachhaltigkeitsberichte analysiert, die den Generalversammlungen 2025 zur Abstimmung vorgelegt wurden. Transparenz, Qualität und Zuverlässigkeit der Daten, externe Überprüfung: Alles wurde unter die Lupe genommen.
Unzureichende Fortschritte
Die Ergebnisse sind durchzogen. Einerseits sind Fortschritte zu beobachten: Die Zahl der extern geprüften Berichte nahm zu, ebenso wie die Zahl der Klimaziele, die von einer unabhängigen wissenschaftlichen Instanz (SBTi oder gleichwertig) validiert worden waren. Fortschritte sind auch bei der Berichterstattung über Treibhausgasemissionen zu verzeichnen, insbesondere bei Finanzinstituten, die zunehmend die mit ihren Kredit- oder Finanzierungsaktivitäten verbundenen Emissionen veröffentlichen. Ethos begrüsst auch den Anstieg der verbindlichen Abstimmungen über den Nachhaltigkeitsbericht von 55,6 Prozent im Jahr 2024 auf 67,4 Prozent.
Andererseits blieben die Qualität und Transparenz weitgehend unzureichend. So empfahl Ethos nur 39,7 Prozent der in diesem Jahr zur Abstimmung vorgelegten Berichte zur Annahme, gegenüber 45,7 Prozent im Vorjahr. Für die Unternehmen des SMI fällt die Bilanz kaum besser aus: Nur elf von zwanzig wurden zur Annahme empfohlen, genauso viele wie im Vorjahr. Zum Vergleich: Ethos empfahl in diesem Jahr, 39,6 Prozent der Vergütungsberichte der Unternehmen des SPI anzunehmen.
Zu den Hauptgründen für die Ablehnung zählten mangelnde Transparenz, unzureichende Qualität der veröffentlichten Daten und als nicht ambitioniert genug formulierte Nachhaltigkeitsziele. «Während bestimmte Umweltindikatoren aufgrund technischer Gründe insbesondere in der Zulieferkette schwierig zu beschaffen sind, so ist es inakzeptabel, dass eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen wichtige Sozialindikatoren wie die freiwillige Fluktuationsrate oder das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nicht veröffentlicht», betonte Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos-Stiftung.
Anstieg der Aktionärsopposition
Infolge dieser Mängel wurden die in diesem Jahr zur Abstimmung vorgelegten Nachhaltigkeitsberichte mit einer durchschnittlichen Zustimmung von 95,2 Prozent angenommen, gegenüber 97,4 Prozent im Vorjahr. «Der Anstieg der Opposition an der Generalversammlung spiegelt sowohl eine Professionalisierung der Analysen als auch eine Verschärfung der von der Anlegerschaft angewandten Kriterien wider», fährt Vincent Kaufmann fort.
2025 erhielten 22 Nachhaltigkeitsberichte eine Zustimmungsrate von weniger als neunzig Prozent, gegenüber nur fünf im Jahr 2024. Das schlechteste Ergebnis erzielte der Nachhaltigkeitsbericht von DocMorris, der mit 69,3 Prozent der Stimmen angenommen wurde, gefolgt von den Berichten von Komax (82,8 Prozent) und Swiss Life (83,4 Prozent). Zum Vergleich: Die Vergütungsberichte der SPI-Unternehmen wurden in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Quote von 86,9 Prozent angenommen.
Frauenquote noch ungenügend umgesetzt
Die Studie von Ethos befasste sich auch mit der Zusammensetzung der Verwaltungsräte. Die durchschnittliche Grösse (sieben Mitglieder) und der Grad der Unabhängigkeit (56,8 Prozent) der Verwaltungsräte der im SPI enthaltenen Unternehmen sind im Vergleich zu den Vorjahren stabil geblieben. Die durchschnittliche Amtszeit beträgt 6,3 Jahre, während das Durchschnittsalter der Verwaltungsratsmitglieder bei 59,8 Jahren liegt (gegenüber 61,4 Jahren bei den Unternehmen des SMI).
Kritischer ist hingegen, dass nur 52,3 Prozent der SPI-Unternehmen mindestens dreissig Prozent Frauen in ihren Verwaltungsräten hatten. 25 Unternehmen hatten im Jahr 2025 noch keine einzige Frau in ihrem Verwaltungsrat. Kotierte Unternehmen haben bis 2026 Zeit, diese Schwelle zu erreichen oder auf der Grundlage des «Comply-or-Explain»-Prinzips zu erklären, warum sie dies nicht geschafft haben (Art. 734f Obligationenrecht).